Synanthropie

Rabenvögel sind Singvögel und fakultativ synanthrop.

Die meisten Rabenvögel haben seit altersher ein schlechtes Image als Todes- und Galgenvögel, obwohl sie in vorchristlicher Zeit als Götterboten verehrt und aus ihren Flügen geweissagt wurde. Ihr meist schwarzes Gefieder und ihre krächzende Stimme tragen dazu bei, daß sie von vielen Menschen auch heute noch als unheilverkündend betrachtet werden.

Die Familie der Rabenvögel gehört zur Ordnung der Singvögel und hat mit ihren heute etwa 117 Arten alle Erdteile und nahezu alle Lebensraumtypen unseres Planeten besiedelt. Rabenvögel gehören seit etwa 12 Millionen Jahren zur Fauna Europas. Aufgrund ihrer Lebensweise und der Siedlungsausdehnung kommen heute viele in der Nähe menschlicher Siedlungen vor. Gemäß ihrer systematischen Stellung innerhalb der Singvögel ernähren sich die Rabenvögel aufgrund ihres Körperbaus hauptsächlich von Wirbellosen, Pflanzenteilen und Aas. Wenn sich die Gelegenheit bietet, erbeuten sie auch Gelege oder Junge von Wirbeltieren.

Die Arten Aaskrähe (Corvus corone), Elster (Pica pica) und Eichelhäher (Garrulus glandarius) zeichnen sich durch eine mehr oder minder stark ausgeprägte fakultative Synanthropie aus, d.h. sie sind in der Lage bei zunehmenden Veränderungen ihrer natürlichen Vorkommensgebiete auch Lebensräume innerhalb anthropogen geprägter Siedlungsflächen zu besiedeln. So wandern diese Arten bis heute aus der ehemals naturnahen Kulturlandschaft Europas, der halboffenen Feldflur mit Rainen, Wäldchen und Gebüschen bzw. aus ausgedehnten Mischwaldungen in die Städte und Dörfer. Diese Entwicklung hängt mit der raschen Umwandlung der freien Landschaft aufgrund der zunehmenden Mechanisierung und Intensivierung der Landwirtschaft nach dem II. Weltkrieg und der naturnäheren Gestaltung von Grünanlagen, Gärten und Parks im Siedlungsbereich zusammen. Mittlerweile befinden sich aufgrund dieser fakultativen Synanthropie ihre Bestandsschwerpunkte in den befriedeten Bezirken unserer Städte und Dörfer.

Diese Verschiebung der Bestände in unser unmittelbares Lebensumfeld wird von vielen Bürgern und Bürgerinnen als Übervermehrung“ mißdeutet, denn die gleichzeitige Abnahme der Bestände in den ehemaligen Lebensräumen der Kulturlandschaft ist für sie weniger offensichtlich und wird weniger beachtet.

Die genannten Arten, im folgenden als Rabenvögel“ zusammengefasst, nehmen i.d.R. die Plätze 15-47 der Häufigkeitsskalen der Brutvögel mitteleuropäischer Länder ein.